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Achtung Hochspannung! Abordnung Teil 2

14.01.2016 0
EWE NETZ Fahrzeug vor dem Umsapnnwerk

Nach meinem Einsatz im Tiefbau sind die nächsten Stationen meiner Abordnung die Netztechnik in Otterndorf und die Bezirksmeisterei Hemmoor. Die Kollegen vor Ort kümmern sich um den Betrieb der Umspannwerke, Schaltanlagen und Hausanschlüsse in der Netzregion Cuxhaven/Delmenhorst. Sowohl in Otterndorf als auch in Hemmoor gibt es ein Umspannwerk. In dieser Zeit habe ich dort viel gesehen und wollte Euch mal erklären, wie ein Umspannwerk überhaupt aufgebaut ist. Als Otto Normalverbraucher kann man sich vielleicht nicht so viel darunter vorstellen.

Was passiert im Umspannwerk?

Trafo der Firma AEG. Man beachte das Größenverhältnis.
Trafo der Firma AEG. Man beachte das Größenverhältnis.

Bevor wir mit dem Umspannwerk anfangen, sollte man sich zuerst die verschiedenen Spannungsebenen anschauen. Im Kraftwerk wird der erzeugte Wechselstrom zuerst hochtransformiert. Dadurch lässt er sich besser über weite Entfernungen übertragen. Das europäische Verbundnetz hat eine Spannung von 380 000 V (Volt) und verteilt den Strom über die Ländergrenzen hinweg. Man redet hierbei von Höchstspannung. Um es zu vereinfachen, werden die Tausender wie beim Kilometer (km) in Kilovolt (kV) angegeben. 380 000 V entspricht also 380 kV. Eine Verteilebene darunter gibt es die sogenannte Hochspannung mit „nur“ 220 kV oder 110 kV. Das Hochspannungsnetz verteilt den Strom etwas engmaschiger innerhalb der Länder. Diese Spannung ist immer noch so hoch, dass der Lichtbogen bei 110 kV durch die Luft 1,10 Meter überbrückt. Mit anderen Worten: kommt man näher als 1,10m an die Leitung, trifft einen der Lichtbogen und man ist so gut wie tot. Aus diesem Grund dürfen nur Elektrofachkräfte elektrische Anlagen betreten, weil sie die Risiken abschätzen können und wissen was sie tun.

Das Gelände des Umspannwerks ist von einem hohen Zaun mit Stacheldraht umgeben und Türen und Tore müssen immer abgeschlossen sein. Die 110kV Freileitungen sind an große Sammelschienen, Leistungsschalter, Trennschalter und riesige Transformatoren angeschlossen. Sie transformieren die 110kV Hochspannung auf 20kV Mittelspannung herunter. Diese verläuft vom Transformator in die Schaltanlage des Umspannwerks. An die einzelnen Schaltzellen sind dicke Kabel angeschlossen, die direkt zu den Trafostationen in der Stadt und den umliegenden Orten führen. Diese gekapselten Kompaktstationen (GKS) transformieren vor Ort 20kV auf 230/400V Niederspannung herunter und verteilen den Strom in den Straßenzügen. In den Straßen stehen noch Kabelverteilerschränke (KVS), an denen die einzelnen Häuser angeschlossen sind.

Das ist im Großen und Ganzen der Weg des Stroms vom Kraftwerk bis in eure Steckdose. Übrigens wurde das Umspannwerk Otterndorf während meiner Zeit dort gerade von EWE Netz und Avacon modernisiert. Mittlerweile ist es fertig und sieht wirklich sehr schick aus.

Schalten und walten?

Die Schaltzellen des Umspannwerks.
Die Schaltzellen des Umspannwerks

In den Schaltzellen des Umspannwerks lässt sich die Mittelspannung (20kV) für jeden Straßenzug schalten. Dies ist zum Beispiel nötig, wenn an der Kabelstrecke gearbeitet werden muss. Man kann aber nicht einfach hingehen und auf den Schalter drücken, wie zuhause beim Lichtschalter. Bei Mittelspannung braucht man eine besondere Schaltberechtigung und muss zuerst in der Netzleitstelle in Oldenburg anrufen und sagen, was man vorhat. Für jeden Schaltvorgang gibt es ein Schaltgespräch, bei dem der Schaltbefehl von beiden Gesprächspartnern jeweils wiederholt wird. Dies dient der doppelten Sicherheit, damit nicht aus Versehen Verbraucher vom Netz genommen werden.

Die Leistungsschalter werden von Oldenburg aus geschaltet. Diese knallen beim Schalten wirklich sehr laut. Das liegt daran, dass der Schalter sehr schnell durch eine Feder öffnet, um den entstehenden Lichtbogen zu löschen. Trenn- und Erdungsschalter werden vor Ort von Monteuren durch einen Hebel bedient. Zusammen mit den Kollegen durfte ich dort auch mal den Hebel umlegen, was schon sehr cool war.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Kollegen aus Otterndorf und Hemmoor, die mir alles super erklärt haben. Falls Ihr irgendwelche Fragen zum Artikel habt, schreibt einfach hier in die Kommentare.

Bis bald!
Philipp

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