Kindern eine Freude machen – die EWE TEL Weihnachtsaktion Nächster Artikel:
Duales Studium – und dann?
Berufsschule und Studium
Studium an der IBS Oldenburg in Zeiten von Corona
Ich erinnere mich noch ganz genau an Freitag, den 13. März diesen Jahres. Ich hatte meinen letzten Tag bei der Arbeit, bevor das 2. Semester meines dualen Studiums an der IBS Oldenburg starten sollte. An dem Montag darauf sollte ich eine Präsentation halten, die ich bereits sehr gut vorbereitet hatte. Die Ausarbeitung, die ich abgeben musste, war fertig ausgedruckt. Auch wenn einige Kollegen Bedenken äußerten, ob meine Theoriephase stattfinden würde, da die Schulen bereits geschlossen wurden, war ich fest davon überzeugt, dass ich an dem Montag wieder zur IBS Oldenburg gehen würde.
Aber ich lag falsch: am Samstag, den 14.03. kam eine E-Mail, in der es hieß, dass bis auf weiteres auf Präsenzveranstaltungen verzichtet werden würde und wir uns auf Online-Vorlesungen über MS Teams einstellen sollten. Mittlerweile verliefen bereits das zweite und das dritte Semester meines Studiums fast vollständig online und ich möchte meine Erfahrungen dazu mit euch teilen.
Ablauf & Online-Vorlesungen
Zu Anfang waren die Vorlesungen noch etwas holprig. Wir, Studierende und Lehrende, mussten uns erstmal an die Plattform MS Teams gewöhnen und es wurde viel Organisatorisches besprochen. Nach Festlegung einiger Regeln (Mikrofon aus, melden oder Fragen im Chat) konnte das Semester endlich richtig losgehen. Im zweiten Semester bekamen wir häufig Videos, auf denen die Lehrenden ihre Präsentationen vertont hatten. Anschließend gab es eine Videokonferenz mit Fragerunden. Im dritten Semester wurden fast alle Vorlesungen über MS Teams gehalten. Ich finde, beide Versionen haben ihre Vorteile: Die Videos kann man sich in seiner eigenen Geschwindigkeit und zu seiner eigenen Zeit anschauen. Bei Vorlesungen kann man direkt Fragen stellen und hat noch etwas mehr soziale Interaktion dabei.
An sich finde ich Online-Vorlesungen nicht schlecht. Man kann schön gemütlich in seinem Zimmer sitzen, vielleicht sogar vom Bett zuhören. Dadurch, dass ich normalerweise etwa 40 Minuten mit dem Auto zur IBS Oldenburg fahre, konnte ich in den letzten Monaten sehr viel Zeit sparen. Andererseits muss man aber aufpassen, dass man sich nicht zu leicht ablenken lässt und der Vorlesung trotzdem aufmerksam folgt. Außerdem haben Online-Vorlesungen einen großen Nachteil: die fehlende persönliche soziale Interaktion.
Gerade am Anfang des zweiten Semesters habe ich mich etwas einsam gefühlt. Normalerweise redet man vor und zwischen den Vorlesungen mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen und geht mit ihnen gemeinsam Mittagessen. Hier zuhause saß ich eigentlich nur in meinem Zimmer, in den Pausen habe ich eine Serie auf Netflix weitergeschaut oder auf meinem Bett gelegen. Deshalb habe ich mit einigen Kommilitoninnen und Kommilitonen von mir begonnen, uns in den Pausen in Videokonferenzen zu treffen, zu unterhalten und online Spiele zu spielen. Das Highlight der ersten „Homeuni“-Phase war die erste Klausur.
Präsenzveranstaltungen & Klausurenphase
Lange war nicht klar, ob die Klausuren in Präsenz stattfinden konnten. Die IBS Oldenburg hatte bereits ein Konzept ausgearbeitet, wie man Klausuren online durchführen konnte. Glücklicherweise kam es nicht dazu und wir konnten unsere erste Klausur in Präsenz schreiben. Vor der Klausur versammelten wir uns vor dem Gebäude in einem großen Kreis. Ich habe mich sehr gefreut, die anderen endlich mal wieder zu sehen.
Für die Klausur wurden wir auf zwei Räume aufgeteilt. Ein großer Vorlesungssaal, in den normalerweise 150 Personen passen, wurde so ausgemessen, dass genau 24 Studierende mit Abstand dort Platz hatten. Die anderen sechs, darunter auch ich, saßen in einem zweiten, kleineren Raum. Im dritten Semester sah dies ähnlich aus, nur konnten wir hier alle im großen Raum sitzen, da dieser neu ausgemessen wurde und so auch 30 Studierende Platz hatten. Alle mündlichen Prüfungen und Präsentationen fanden online statt. Das fand ich persönlich sehr schade: Ich hätte in Hinblick auf die Abschlussprüfungen gerne mehr ähnliche Prüfungssituationen gehabt, da ich eigentlich ungern vor einer größeren Gruppe stehe.
Neben den Klausuren hatten wir im dritten Semester noch eine Präsenzveranstaltung, die sich durch das gesamte Semester zog. Das Modul „Führung und Personal“ beinhaltet sehr viel Kommunikation und Kommunikationstheorien, sodass es hier nötig war, dieses Modul in Präsenz anzubieten. Die Veranstaltung fand ebenfalls im großen Vorlesungsraum statt. Wir gingen mit Maske und Abstand durch die Außentür rein, gaben einen Zettel mit unseren Daten ab, desinfizierten die Hände und suchten uns dann einen der markierten Plätze. Ich habe mich auch hier gefreut, meine Kommilitonen wiederzusehen. An einigen Tagen sind wir sogar vor der Vorlesung in der Kantine der Alten Fleiwa essen gewesen.
Die Teilnahme an Präsenzvorlesungen und Klausuren war keine Pflicht, für Leute aus Risikogebieten (7-Tage-Inzidenz über 50 pro 100.000 Einwohner) und/oder mit grippeähnlichen Symptomen wie Husten und Fieber war die Teilnahme sogar verboten. Diese und Studierende der Risikogruppe konnten sich mit dem Einverständnis des Unternehmens von Klausuren und Präsenzvorlesungen abmelden, was aber nicht häufig vorkam. Die Präsenzvorlesungen musste man dann online verfolgen, da diese in einem hybriden Verfahren zeitgleich online übertragen wurden. Einmal musste ich die Präsenzveranstaltung auch online verfolgen: Ich hatte eine Erkältung und durfte daher das Gebäude nicht betreten. Die Präsentation und alles, was der Dozent sagte, wurde übertragen. Von den Kommentaren der Studenten bekam ich leider kaum etwas mit. Besonders während der Pause habe ich mich einsam und isoliert gefühlt: Durch das Mikrofon war das Lachen und Reden der Kommilitonen zu hören. Deshalb war ich froh, als ich wieder in Präsenz an der Veranstaltung teilnehmen konnte.
Alles in allem fand ich die Umstellung auf Online-Vorlesungen gar nicht so schlimm: Da ich meine Kommilitonen bereits aus dem ersten Semester kannte, wusste ich, wer dort hinter dem Bildschirm sitzt. Ich konnte gemütlich in meinem Zimmer sitzen und sparte eine Menge Fahrzeit. Wie es wohl den Studierenden geht, die jetzt gerade in das erste Semester gestartet sind? Ich habe dazu Martin und Falko gefragt, die gerade mit dem dualen Studium Wirtschaftsinformatikbegonnen haben.
Der erste Tag von Martin und Falko begann mit einer hybriden Vorlesung. Martin war dabei in Präsenz vor Ort, Falko musste online teilnehmen, da er aus Bremen, seinerzeit ein Risikogebiet, kam. Die Studierenden bekamen wichtige Unterlagen, ihre Schlüssel und durften an einer virtuellen Führung teilnehmen. Später gab es noch eine Online-Vorlesung, wo es eine Einführung in die Lernmanagement-Plattform Stud.IP gab und jeder sich vorstellen durfte.
Martin fand es gut, die Kommilitonen einmal in Präsenz zu sehen. Trotzdem sind die Kommilitonen eher virtuelle Personen hinter dem Bildschirm und man weiß gar nicht, wie sie eigentlich aussehen. So ist es auch sehr schwierig, die Namen zu lernen. Falko erzählt, dass einige Gruppenarbeiten dabei helfen, die Kommilitonen besser kennenzulernen. „Ein Dozent hatte die Idee, dass wir uns mal auf ein digitales Bier treffen. Das will ich demnächst mal anleiern – hoffentlich nehmen viele daran teil!“
Falko musste von Beginn an zuhause lernen. „Das Konzept der IBS Oldenburg ist sehr gut, ich konnte den Vorlesungen sehr gut folgen. Allerdings fehlt mir die Interaktion mit Kommilitonen und Dozenten.“ Martin war froh, dass er die ersten Vorlesungen noch in Präsenz erleben durfte: „Ich finde, ich kann in Präsenz besser aufpassen. Außerdem finde ich, dass zuhause die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit leichter verschwimmen“. Falko stimmt ihm zu.
Martin und Falko sind bisher sehr zufrieden mit ihrem Studium an der IBS Oldenburg, auch wenn jetzt aufgrund des „Shutdown light“ wieder alle Vorlesungen vollständig online verlaufen. Auch bei ihnen machen die meisten Dozenten die Vorlesungen über MS Teams, einige laden aber auch Videos hoch und stehen für Fragen zur Verfügung. „Das finde ich besonders gut. So kann ich mir die Videos in meinem Tempo anschauen“, sagt Martin.
Wir drei sind uns einig, dass das Konzept der IBS Oldenburg sehr gut läuft. Das Studium läuft trotz Corona weitgehend normal weiter – nur eben online. Trotzdem hoffen wir, dass wir bald wieder Vorlesungen in Präsenz haben werden. Besonders hoffen Martin und Falko, dass sie ihre Klausuren im Dezember in Präsenz schreiben dürfen.
Drücken wir ihnen die Daumen, dass es klappt!
Bis bald
eure Alina